Kaufempfehlung bei günstigem Angebot: Mit einem formidablen Set hat Lego den legendären X-Wing wiederaufgelegt. Das Raumschiff zählt zu den ikonischsten Vehikeln im „Star Wars“-Universum und wird hier in bunter Steineform exzellent repräsentiert. Das Preis-Leistungsverhältnis ist fragwürdig, aber der Zusammenbau macht Spaß, das fertige Modell sieht einfach klasse aus und ist eine Bereicherung für jede Lego-Raumflotte der Rebellen – sowohl beim Spielen als auch in der Vitrine.

Zusammenfassung pro:

  • originalgetreue Darstellung, große „Realitätsnähe“
  • tolle, detailverliebte Minifiguren mit neuen Helmen
  • hoher Kultfaktor der Vorlage, gelungene Repräsentation eines derStar Wars“-Raumschiffe
  • gute Portabilität und Standfestigkeit, originelle Klappvorrichtung für Flügelsystem
  • dank gutem Kompromiss aus Vitrineneignung und Spielbarkeit sowohl für Erwachsene als auch Kinder geeignet

Zusammenfassung contra:

  • relativ hoher Preis
  • Aufkleber statt Aufdrucke

Von seinem Cockpit aus lenkte Luke Skywalker die Torpedos, die den ersten Todesstern zerstörten; in den Neunzigern griffen ihn dann die ersten erfolgreichen „Star Wars“-Computerspiele auf; und auch in den neuen Episoden lebt er in modifizierter Form fort: Der X-Wing ist neben dem Tie Fighter und dem Millennium Falcon eines der ikonischsten Raumschiffe der gesamten „Star Wars“-Saga und allein aufgrund dieser Faszinationskraft ein Must-have für jeden Lego-bauenden Fan.

Jahrelang war er vergriffen – die letzte klassische Version datiert aus dem Jahr 2012. Und nun hat Lego ihn wiederaufgelegt, in einem fulminanten Modell. Zwar gab es im Kontext von Episode VII – Das Erwachen der Macht“ (2015) in den Jahren 2015/16 gleich zwei X-Wing-Bausätze: Poe’s X-Wing Fighter“ (75102) und der Resistance X-Wing Fighter“ (75149); aber der originale, legendäre X-Wing, der 1977 im historisch allerersten „Krieg der Sterne“-Film erschien und damals weltweit ein Millionenpublikum in seinen Bann zog – mit dem Luke Skywalker in den Graben des Todessterns abtauchte, um mit zwei vergleichsweise winzigen Protonentorpedos das Schicksal dieser größenwahnsinnigen Kampfstation zu besiegeln –: Auf dieses Raumschiff als Lego-Bausatz mittlerer Größe, im sog. minifig scale, haben Fans nun schon einige Jahre warten müssen.

Umso größer ist mitunter die Vorfreude, wenn man die Verpackung endlich vor sich hat. Die rund 730 Teile erstrecken sich auf sechs Tüten. Die Beigabe von vier Minifiguren – zwei Piloten, zwei Droiden – ist für diese Set-Größe zwar nicht spektakulär, aber noch annehmlich. Und die Auswahl macht Sinn: Denn das neue X-Wing-Set lässt sich in zwei Versionen bauen. Indem sich auf den oberen beiden Flügeln jeweils ein Teilchen mit der Geschwaderkennung des Piloten austauschen lässt, kann man mit wenigen Handgriffen zwischen dem X-Wing von Luke Skywalker mitsamt Astromech R2-D2 („Rot Fünf“) und dem seines Kompagnons Biggs Darklighter mitsamt R2-Q2 („Rot Drei“) wechseln – eine in der Tat nette, detailverliebte Dreingabe der Lego-Designer.

X-Wing 75218: Minifiguren – Premiere der neuen Helme

Die Minifigurenauswahl für das Set ist plausibel: Luke Skywalker, seit 1977 der X-Wing-Pilot schlechthin, kommt mit einem Blaster und einem Lichtschwert daher – und es ist, ganz korrekt, das blaue Lichtschwert, das Luke im ersten „Star Wars“-Film, „Episode IV: Eine neue Hoffnung“ (1977), gewissermaßen als Erbstück seines Vaters von Obi-Wan Kenobi überreicht bekommen hat, ehe er am Ende des Films das Cockpit seines X-Wing besteigt, um an der „Schlacht von Yavin“ teilzunehmen und später in der Saga auf ein grünes Lichtschwert wechselt. Beim legendären Flug durch den Graben des Todessterns, bei dem die verbliebenen X-Wing-Piloten mit tödlichen Turbolasern und schließlich Darth Vader persönlich konfrontiert werden, ist auch Lukes Jugendfreund Biggs Darklighter mit von der Partie – die zweite Minifigur des Sets, ausgerüstet mit einem Blaster und begleitet von einem eigenen Astromech. Insofern leuchtet die Auswahl der Figuren, im Unterschied zu manch anderem Set, vollauf ein.

Beide Figuren bieten alternative Gesichtsausdrücke. Luke hat eine konzentriert-grimmige und eine mutig-trotzige Mimik, jeweils in gekonntem Minimalismus durch Augenbrauen, Mund und ein dezentes Kinn stilisiert. Biggs’ Gesicht wird von dessen Markenzeichen dominiert: dem dunklen Oberlippenbart. Ansonsten bestimmen die kräftigen Augenbrauen sowie sanfte Kinn- und Wangenlinien die Darklighter-Mimik. Die eine Variante ringt Lukes Kumpel ein freundliches Lächeln ab, die andere zeigt ihn mit leicht hochgezogener Augenbraue und geöffnetem Mundwinkel mit dem kess-verwegenen Blick des routinierten X-Wing-Lenkers.

Die Piloten-Overalls sind identisch, im markanten Rebellen-Orange gehalten, ergänzt um schwarze Handschuhe – insgesamt übertragen beide Figuren den markanten Look der Rebellenpiloten, die unter großen Opfern den Todesstern zerstören und damals, 1977, ein weltumspannendes Kinopublikum begeisterten. Die Detailfülle ist, Lego-typisch, enorm und gilt auch für die Beinpartie. Die weiße Lamellenweste, das darüber geschnallte Lebenserhaltungsmodul, Gürtel und Gurte, selbst die kleinen Zylinder unterhalb des Knies sind Bestandteile des sehr präzisen Aufdrucks, der sich bei dem Oberkörperteil auch auf den Rücken erstreckt, auf dem sich Weste und Gürtel fortsetzen.

Neben den Gesichtern unterscheiden sich die beiden Piloten anhand ihrer Helme. Diese liegen hier erstmals in einer neuen Form vor, die das orange Visier als eigenes Element integriert haben; in Vorgängerversionen war das Visier auf das Gesicht gedruckt. Für alteingesessene Lego-„Star Wars“-Sammler dürfte die neue Helmform, die hier ihre Premiere feiert, freilich gewöhnungsbedürftig sein. Wann immer Lego neue Helmformen einführt, wie etwa unlängst bei Darth Vader und zuvor bei den Standard-Stormtroopern, finden sich die ärgsten Kritiker meist unter den Besitzern älterer Versionen.

Die neue Form ist gelungen, und im „X-Wing Starfighter“-Set wird der Versionswechsel noch mit grandiosen Aufdrucken versüßt. Die beiden Helmmotive orientieren sich originalgetreu an ihren Vorlagen aus „Eine neue Hoffnung“ (1977). Lukes Helm trägt auf beiden Seiten das rote Rebellenemblem, an der Frontseite sticht das schwarz-gelb-gestreifte Rechteck ins Auge, auch die Seitenaufdrucke entsprechen der Filmvorlage. Biggs’ Helm zieren in verblüffend kongruenter Weise die schwarzen Kacheln auf gelbem Grund – überhaupt lässt einen die große Ähnlichkeit beider Lego-Helme mit der Filmversion schmunzeln.

Mit dem „X-Wing Starfighter“ (75218) wird auch eine neue Figur in das Lego-Universum eingeführt: R2-Q2, Biggs Darklighters R2-Einheit, die auf bricklink.com bereits zu relativ hohen Preisen gehandelt wird. Stein-strukturell identisch mit seinem berühmten Droiden-Vetter R2-D2, besticht R2-Q2 mit seiner dunkelgrauen Farbgebung; bis auf die Farbe gleichen sich die Aufdruckstrukturen des Rumpfes beider Droiden, lediglich die Kopfteile folgen unterschiedlichen Druckmustern. R2-D2 indes ist die altbekannte Lego-Version, die nun schon seit ein paar Jahren in Gebrauch und dementsprechend häufig verbreitet ist.

Von vorne sehen beide Droiden sehr imposant aus; bestehen bleibt indes das Manko eines fehlenden Aufdrucks auf der Rückseite des Rumpfes. Indem sich die zwischen die Standbeine geklemmten Droidenkörper neigen lassen, können R2-D2 und R2-Q2 wie im Film sowohl für ihren Fahrmodus leicht gekippt werden als auch aufrecht stehen, um als treue Begleiter und Techniksachverständige zur Unterstützung des jeweiligen Piloten in den X-Wing eingelassen zu werden.

X-Wing 75218: Aufbau/Struktur

Wie so oft behilft sich Lego bei der detailgetreuen Darstellung von Oberflächen und Strukturen mit einer Reihe von Stickern – zehn Stück sind es insgesamt. Die Aufkleber sind generell umstritten und werden in nahezu jeder kritischen Besprechung von Lego-„Star Wars“-Modellen gescholten. Das Ärger- und Wutpotenzial ist in der Tat groß – bei leicht versetztem, also schiefem, Aufbringen kann man stark den optischen Genuss des eigenen Modells trüben. Dafür reduzieren Sticker im Unterschied zu teureren Drucken den Setpreis, sodass sie naturgemäß einen Kompromiss darstellen.

Im Fall des neuen X-Wing fällt die Sticker-Bilanz jedoch positiv aus – die entsprechenden Flächen lassen sich relativ gut, mit ausreichender Präzision aufkleben. Insgesamt stellen sie hier also kein Ärgernis dar und leisten einen ansehnlichen Beitrag zur gelungenen Atmosphäre des Modells.

Der Aufbau erfolgt gemäß einer 114-seitigen Anleitung in 219 Schritten – von denen manche stellenweise doch sehr kleinteilig ausgefallen sind. Die Lego-Designer haben sich beim X-Wing ordentlich ins Zeug gelegt und einige interessante Konstruktionstechniken aufgeboten. Die für den Gesamteindruck äußerst relevante Nasenspitze des Starfighters wird via Technic-Achse mit dem Rumpf verbunden, also aufgesteckt. Die Flügel sind via Technic-Elemente und Gummibänder in einen funktionalen Mechanismus eingebunden. Für das Set gibt es zudem eine Cockpithaube mit neuem Aufdruck. Lediglich die Flügelkanonen sahen in früheren Sets schon einmal deutlich besser aus. Findige Bastler werden sich an den wenigen optischen Schwachstellen sicherlich mit kleinen Modifikationen zu helfen wissen, um den Originalitätsgrad noch etwas zu erhöhen.

Dank einer angemessenen Stabilität ist das Modell portabel und gut bespielbar – d.h., es fällt nicht gleich bei der ersten Bewegung auseinander. Die mobilen Teile – transparent-rote Spring Shooter Darts – sind, wie immer, hochgradig gefährdet, nach Benutzung verlorenzugehen. Feuert man die Elemente, die Laserstrahlen oder Torpedos repräsentieren, ab, sollte man etwas Zeit einplanen, um anschließend das Zimmer auf der Suche nach den verschossenen Teilen zu durchkämmen; aber dieses Manko hat freilich nichts spezifisch mit dem Modell zu tun und lässt sich vermeiden, indem man einfach auf den Einbau der vier Spring Shooter und zwei Mini Shooter verzichtet – der Optik des Modells ist dies nicht abträglich.

Und wer den X-Wing als Teilelieferanten auschlachten will, erhält mit dem Set buchstäblich einen Haufen interessanter Elemente.

X-Wing 75218: Features

An beiden Seiten befindet sich jeweils ein Stud Shooter, der anscheinend die Torpedoschächte repräsentiert. Zudem ist an jedem Flügel ist eine Abschussvorrichtung in Form eines Spring loaded Shooter untergebracht; die vier Module entsprechen den Laserkanonen des X-Wing. Für beide Waffensysteme gibt es eine (spärliche) Reserve an Ersatzmunition. Über zwei invertierte Slope-Steine und ein Standbein lässt sich der X-Wing in Hangarposition aufstellen bzw. landen.

Mit einer originellen Vorrichtung lässt sich das Flügelsystem, teils automatisch, steuern. Über Gummibänder und eine kleine Lego-Technic-Vorrichtung lassen sich die S-Folien für den Kampfmodus via Hebel sanft aufklappen; bei erneuter Betätigung des Hebels oder bei Absetzen auf einem Untergrund klappen sie – ruckartig – wieder zusammen. Keine Sorge: Die Landeposition lässt sich bei behutsamem Abstellen auch mit geöffneten Flügeln einnehmen, sodass der Kampfmodus mit geöffneten S-Folien nicht nur im Flug zu bewundern ist.

X-Wing 75218: Preis-Leistungs-Verhältnis

Das Preis-Leistungsverhältnis ist das große Manko dieses Sets. Der Lego Y-Wing Starfighter (75172) – eines der besten Lego-„Star Wars“-Sets aller Zeiten –, hat mit 691 nur unwesentlich weniger Teile als der neue X-Wing, aber beinhaltete vier Minifiguren plus einen Droiden, und kostet bei einem ähnlich hohen Detailgrad sowie teils noch größeren Aufbauspaß dreißig Euro weniger. Und für rund 1.000 Teile mehr sind für die beiden formidablen UCS-Sets Lego Snowspeeder (75144) und Lego Y-Wing Starfighter (75181) lediglich noch hundert Euro draufzulegen. 

X-Wing 75218: Das fertige Modell – große Faszinationskraft

Die charakteristische Form des X-Wing mit der namensgebenden Flügelanordnung, die das Raumschiff in den Filmen zu einem solch anmutigen Gefährt macht, ist in dem Lego-Modell adäquat repräsentiert. Störend sind lediglich die Spring Shooter, die das eigentlich filigrane Aussehen der sogenannten S-Folien geradezu zerstören – dies geschieht freilich zum Preis der Action-Funktionalität, die das Spielvergnügen zulasten der Vitrinentauglichkeit erhöht.

Egal, aus welcher Perspektive man den X-Wing betrachtet: Er macht stets eine gute Figur. Ignoriert man die auffälligen Spring Shooter, kann man sich sogar mit den vier seitlich montierten Laserwaffen anfreunden, die in vorangegangenen Sets nach manchem Geschmack von den Lego-Designern schonmal etwas besser getroffen worden waren.

Die „Realitätsnähe“ des Modells ist hoch. Charakteristische Merkmale des X-Wing sind akkurat umgesetzt, und der Detailgrad ist für die Preisklasse des Sets angemessen. Asymmetrisch angeordnete Farbakzente und die Aufkleber suggerieren Kampfspuren und abgenutztes Material. Insbesondere die Triebwerke, die stilistisch bereits in der letzten Version vorkamen, tragen zum authentischen Look des Sets bei. Die Designer haben die anspruchsvolle Aufgabe gemeistert, die geradezu magische Aura des X-Wing einzufangen. Die Lego-Version des X-Wing hat eine ansehnliche Gestalt und regt – Stichwort Vitrinentauglichkeit – zum Hingucken an, was insbesondere für all jene interessant ist, die nicht das UCS-X-Wing Set „Red Five“ (10240) aus dem Jahr 2013 ergattern konnten. Dass die UCS-Version mit ihren zweieinhalb Kilo und rund 1.500 Teilen erheblich imposanter wirkt, ist klar und eine optische Konkurrenz dazu auch nicht Sinn und Zweck der Set-Klasse des neuen X-Wing. Das Set ist nicht nur die obligatorische Ergänzung einer jeden Rebellenflotte, sondern macht sich auch hervorragend für Raumschlachten mit dem ebenfalls kürzlich erschienenen Lego Imperial Tie Fighter (75211).

Kurzum: Der Lego X-Wing Starfighter 75218 ist ein tolles Modell, bei dem der Aufbau großen Spaß bereitet und das gleichermaßen für die Vitrine wie zum Spielen taugt. Der Preis ist mit rund hundert Euro allerdings etwas zu hoch; bei Angeboten im Bereich zwischen siebzig und achtzig Euro darf man als „Star Wars“-Fan jedoch ruhigen Gewissens zuschlagen.